Arbeiten an elektrischen Anlagen und Geräten bringen ein hohes Sicherheitsrisiko mit sich. Elektrounfälle haben oft schwerwiegende Folgen: Verbrennungen, innere Verletzungen und bis hin zu einem tödlichen Ende. Deshalb wurden Sicherheitsregeln für Elektrofachkräfte geschaffen, die leicht verständlich und umsetzbar sind. Und trotzdem ist der Umgang in der Fachbranche zu leger: Nahezu die Hälfte der Elektrounfälle hätte durch die fünf Sicherheitsregeln für Elektrofachkräftenach DIN VDE 0105 verhindert werden können.

Elektrischer Strom ist besonders tückisch, da er durch die menschlichen Sinne nicht wahrnehmbar ist. Schon kleine Ströme von 50 mA führen in kürzester Zeit zu Muskelverkrampfungen und das Opfer kann sich nicht mehr selbstständig von der Spannungsquelle trennen. Je länger der Strom den Körper durchfliest, desto schwerwiegender werden die Folgen: äußere und innere Verbrennungen, Organschäden, im schlimmsten Fall sogar Herzkammerflimmern. Ist dann kein Notarzt zur Stelle, endet der Unfall schnell tödlich. Glücklicherweise ist es in der Vergangenheit durch die fünf Sicherheitsregeln für Elektrofachkräfte gelungen, zu sensibilisieren und die Zahl der Unfalltoten drastisch zu senken.

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Die fünf Sicherheitsregeln für Elektrofachkräfte

1. Freischalten
Bei Arbeiten an elektrischen Anlagen oder Geräten ist ein spannungsfreier Zustand herzustellen. Dazu reicht es bei elektrischen Geräten, den Stecker zu ziehen. Bei elektrischen Anlagen sollte das Sicherungselement ausgeschalten oder rausgeschraubt werden. Bei Mittel- und Hochspannungsanlagen muss meist eine schaltberechtigte Person das Freischalten übernehmen.

2. Gegen Wiedereinschalten sichern
Um ein Wiedereinschalten durch Dritte zu verhindern, müssen Maßnahmen getroffen werden. Oft wird dafür ein Hinweisschild mit dem Verbot von Schalthandlungen an den Schaltschrank angebracht. Auch ist es ratsam, einen zusätzlichen mechanischen Schutz, beispielsweise ein Schaltschloss, einzubauen.

3. Spannungsfreiheit feststellen
Die dritte der Sicherheitsregeln für Elektrofachkräfte dient zur persönlichen Absicherung, dass die Anlage oder das Gerät tatsächlich spannungsfrei ist und die Arbeit ohne Gefahr durchgeführt werden kann. Dazu wird mit einem zweipoligen Spannungsmesser geprüft. Vor der Prüfung und auch danach sollte die Funktionstüchtigkeit des Spannungsprüfers an einer aktiven Spannungsquelle getestet werden. Wichtig ist, dass der Spannungsprüfer auf die gegebene Spannung ausgelegt ist. Für Spannungen im kV-Bereich gibt es spezielle Spannungsprüfer, die ein Prüfen aus der Entfernung ermöglichen. Das Prüfen mit einem einpoligen Spannungsmesser ist untersagt. Diese können bei ungünstigen Bedingungen Spannungsfreiheitanzeigen, obwohl noch Spannung anliegt.

4. Erden & Kurzschließen
Die vierte Maßnahme dient vor allem dazu, dass sich Restspannungen bei Anlagen mit über 1000 Volt nicht über den menschlichen Körper entladen. Dazu wird die Anlage mit entsprechendem Werkzeug zuerst geerdet und anschließend kurzgeschlossen. Dies kann beispielsweise über eine Erdungsstange erfolgen. Dieser Schritt kann bei Anlagen und Geräten im 230 Voltbereich vernachlässigt werden.

5. Benachbarte, unter Spannung stehende Teile abdecken oder abschranken
Wird in einem Bereich gearbeitet, in dem andere unter Spannung stehende Teile sind, so müssen diese abgedeckt oder abgeschrankt werden. Ein versehentliches Berühren durch den Körper oder leitfähiges Werkzeug (z.B. Leitern) wird so verhindert. Dazu können isolierende Tücher, Schläuche oder Verkleidungen benutzt werden. Bei Mittel- und Hochspannungen muss zusätzlich eine Trennung durch Seile oder Schranken durchgeführt werden. Außerdem ist der gefährliche Bereich mit Warnhinweisen zu versehen.

Diese fünf Sicherheitsregeln für Elektrofachkräfte sind die goldene Regel für Arbeiten an elektrischen Anlagen und Geräten und jede Elektrofachkraft sollte sie verinnerlichen. Sie müssen unbedingt in der vorgegebenen Reihenfolge durchgeführt werden. Ein vertauschen der Reihenfolge birgt Gefahr für Leib und Leben.

Elektrounfälle sind sehr leicht zu vermeiden und trotzdem sterben immer wieder Menschen daran. Dabei ist das Arbeiten an elektrischen Anlagen und Geräten bei richtiger Anwendung der fünf einfachen Regeln sicher. Deshalb ist es wichtig nicht nur bei sich selbst, sondern auch bei seinen Kollegen darauf zu achten, dass diese Regeln penibel eingehalten werden. Denn vier Augen sehen mehr, als nur zwei.